Guten Morgen Berlin! Mein Name ist Gordon Repinski, ich melde mich aus dem Regierungsviertel. Später fliege ich mit dem Kanzler nach Finnland, hier nehme ich Sie mit. Früher fuhren Kanzler schnell nach London, Peking oder Washington, nun geht es erstmal an die Nato-Ostgrenze nach Turku.
Heute im Playbook: Wie der Kanzler ein Nein zu einem 5-Prozent-Verteidigungsetat in ein Ja verwandelt hat, welche Projekte bei der Bundeswehr Priorität haben und was die Bundesländer von Friedrich Merz erwarten.
Außerdem: Ein ehemaliger Diplomat und ein Medizinprofessor werden Beauftragte der Bundesregierung.
Hingehört: Im Playbook Podcast analysiert Claudia Major (auch auf THE POWER LIST – GERMANY’S TOP 50) die neuen Nato-Ausgabenziele. Und wer den Spaziergang mit Carsten Linnemann zu seinem Nicht-Machen und seinem Verhältnis zu Friedrich Merz verpasst hat, kann es hier bei Spotify und Apple nachhören.
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SEITE EINS
MERZ IN FINNLAND: Heute fährt Friedrich Merz zum Nordic-Speeddating nach Turku, Finnland. Neben den Gastgebern trifft er dort auf die Ministerpräsidenten von Dänemark, Island, Norwegen und Schweden, was die Sache lohnenswert macht.
Etwas Ukraine-Zuversicht für Merz: Über Nacht machte Donald Trump deutlich, dass er sich doch wieder kritischer zu Russland positionieren könnte. „Er ist absolut verrückt geworden! Er tötet unnötigerweise eine Menge Menschen, und ich spreche nicht nur von Soldaten“, schrieb Trump über Putin auf seiner Plattform Truth Social. „Raketen und Drohnen werden auf Städte in der Ukraine geschossen, ohne jeglichen Grund.“
Trump betonte, er habe immer ein sehr gutes Verhältnis zu Putin gehabt, „aber irgendetwas ist mit ihm passiert“. Trump: „Ich bin nicht zufrieden mit dem, was Putin tut […] Wir sind mitten im Gespräch und er schießt Raketen auf Kyjiw und andere Städte. Das gefällt mir ganz und gar nicht. Ich bin überrascht.“
Auch schon da in Finnland: Die Debatte um die Nato-Ausgabenziele. Friedrich Merz hat in den vergangenen zehn Tagen einen weiten Weg zurückgelegt und will nun fünf Prozent Ausgaben für Verteidigung und Infrastruktur, nachdem er zunächst irritiert war über den Vorstoß von Joe Wadephul.
Aber: Wenn du eine Bewegung nicht stoppen kannst, setz dich einfach an die Spitze.
Wer besuchen will, muss freundlich sein: Friedrich Merz wartet noch immer auf eine Bestätigung aus dem Weißen Haus für seinen Moment mit Donald Trump, da kann die neue Offenheit für sehr viel Geld für Verteidigung womöglich helfen.
Hey, Joe: Der Außenminister macht sich demnächst schon mal auf den Weg in Richtung State, offiziell wird es heute in der Regierungspressekonferenz verraten.
Es kommt eigentlich nicht auf die Prozentzahl an: Das sagt Claudia Major im Playbook Podcast. „Für mich sollte der Ansatzpunkt sein: Was braucht die Bundeswehr? Was braucht die Nato? Und daraus leiten wir den Finanzbedarf ab.“
Die fünf Prozent seien keine wahllos gegriffene Zahl: So heißt es uns gegenüber aus hohen Diplomatenkreisen. Vielmehr habe man Verteidigungsszenarien und Bedarfe berechnet und sei dann (wie von Geisterhand, Ihr Playbook) auf just die von Trump gewürfelte Zahl gekommen.
Merz’ Weg: Zunächst ist der Kanzler nicht begeistert, als am 16. Mai Wadephul in der Türkei als erster ein Bekenntnis zu dem neuen Ziel abgibt. Schon am 21. Mai bei der Rede am Tag der Bauindustrie schwenkt Merz um und redet erstmals davon, dass die neuen 3,5 Prozent und 1,5 Prozent Nato-Ausgaben extrem wichtig seien.
Dann noch mal definitiv: Am 22. Mai beim Besuch mit Pistorius bei der Brigade in Litauen wird das neue Nato-Ziel von Merz bekräftigt.
Kleines Hindernis: Alles muss noch mit der SPD abgestimmt werden. Der Koalitionspartner wurde allerdings geschickt in Sachen Außenpolitik auf rechts gedreht, die verbleibenden Stimmen heißen Lars Klingbeil und Boris Pistorius, die man sich beide bestens in Camouflage vorstellen kann.
Weiter auf Jobsuche dagegen: Rolf Mützenich.
Showdown im Kanzleramt: Am Mittwochnachmittag soll das Thema Außenpolitik auf Wunsch der SPD auch im Koalitionsausschuss debattiert werden.
KANZLERMAPPE
AUßENKANZLER IN DIGITALIEN: Bevor für Friedrich Merz die Reise nach Finnland ansteht, lässt er sich erst noch bei der heute in Berlin beginnenden Digitalkonferenz re:publica 2025 blicken.
Dort spricht er um 13 Uhr beim Panel „Kriege, Krisen, Kanzlerschaft“ mit Markus Preiß, Caro Bredendiek und Florian Gregorzyk über Deutschlands Antworten auf europäische Fragen — eine Dreiviertelstunde nimmt er sich Zeit. Es dürfte sich vor allem um Trump und Gaza drehen.
Gewiss keine einfachen Themen, doch mit schwierigen Fragen im Digital Space kennt der Kanzler sich ja aus.
DIPLOMATISCHE DEPESCHE
BUENOS DIAS, SEÑOR WADEPHUL: Der Außenminister ist heute zum Antrittsbesuch in Madrid, wo er neben seinem spanischen Amtskollegen José Manuel Albares auch Ministerpräsident Pedro Sánchez trifft — zwei Sozialdemokraten, die als einige der wenigen in Europa noch Olaf Scholz hinterhertrauern, berichtet Hans von der Burchard.
Angespannt dürfte es wegen Gaza werden: Spanien ist schon länger sehr kritisch gegenüber Israels Offensive. Die jüngsten, erschreckenden Nachrichten wie der Tod von neun Geschwistern bei einem Luftangriff dürften den Druck Madrids auf Berlin weiter erhöhen, sich kritischer zu positionieren (Pressekonferenz mit Albares um 12:30 Uhr).
Gestern Abend bezeichnete Wadephul im Bericht aus Berlin die Lage in Gaza als „unerträglich“ und forderte eine „schnelle, wirkungsvolle Lieferung von Hilfsgütern“. Deutschland befinde sich in einem „Dilemma“ – einerseits stehe man fest „zum Staat Israel“, andererseits „zum Grundwert der Humanität“.
Bei der Frage nach Waffenlieferungen gab er sich auffallend zurückhaltend und betonte, dass Deutschland das humanitäre Völkerrecht achte: „Alle Entscheidungen, die auch die neue Bundesregierung treffen wird, werden sich daran orientieren.“
Die Angelegenheit sei „rechtlich ziemlich kompliziert“, auch habe der für Waffenexporte zuständige Bundessicherheitsrat noch gar nicht getagt. Das ist ein anderer Ton als noch letztes Jahr, als die Union klar Waffenexporte nach Israel verlangte und die Scholz-Regierung in der Frage vor sich hertrieb.
Deutliche Worte von Lars Klingbeil: „Es gibt erhebliche Zweifel, dass gerade nach völkerrechtlichen Maßstäben gehandelt wird“, so der Finanzminister bei Berlin Direkt zu Israels Vorgehen. Weitere Teile der Fraktion legten später ebenso deutlich nach.
Boa tarde: Am Nachmittag reist Wadephul weiter nach Lissabon, wo er Portugals Außenminister Paulo Rangel trifft (Pressekonferenz um 17:30 Uhr).
Hoffen auf die Union: Nach dem russischen Groß-Luftangriff auf die Ukraine bereite die EU „weitere Sanktionen“ vor, sagte Johann Wadephul ebenfalls im Bericht aus Berlin. Er setzt dabei vor allem auf das Sanktionspaket des republikanischen US-Senators Lindsey Graham — auch wenn noch unklar ist, ob dieser auch gegen Trumps Willen handeln würde.
Eine weitere Eskalation „werden wir uns nicht gefallen lassen“, darum müsse es „finanziell schmerzhaft werden für Russland“, auch im Energiesektor, so Wadephul.
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BENDLERBLOCK
HÖCHSTE PRIORITÄT: Die Bundeswehr will bei der bodengebundenen Luftverteidigung deutlich aufrüsten — vor allem bei Systemen für kurze und mittlere Reichweiten sowie bei der Drohnenabwehr. Das geht aus einer Prioritätenliste hervor, die Generalinspekteur Carsten Breuer ans Verteidigungsministerium geschickt hat. Rixa Fürsen liegt das Schreiben vor.
Als Teil der Abschreckung soll auch die Fähigkeit zu Präzisionsschlägen gegen Ziele tief im Feindesland ausgebaut werden — etwa mit Marschflugkörpern wie Taurus mit über 500 Kilometern Reichweite. Zudem sollen Munitionslücken geschlossen und Reserven aufgestockt werden.
Auch technologisch steht viel an: Drohnen, Kampfdrohnen, Weltraumtechnik und Cyber-Fähigkeiten stuft Breuer als „hohe Priorität“ ein.
Das Problem Zeit: Bis spätestens 2029 soll die Truppe einsatzbereit für den Ernstfall sein — das ist das Jahr, in dem Experten Russland militärisch zu einem Angriff auf einen Nato-Partner in der Lage sehen.
RAN AN DIE ARBEIT: Mit dem Planungs- und Beschaffungsbeschleunigungsgesetz (PBbG) will die Bundesregierung zentrale Verfahren der Bundeswehr beschleunigen. Intern laufen bereits die ersten Arbeiten, wie mein Kollege Chris Lunday hört.
Doch die Regie liegt beim Wirtschaftsministerium: Das BMWE verantwortet das Gesetzesvorhaben, bestätigt das Verteidigungsministerium auf Anfrage. Die Begründung: Das BMWE sei für das Vergaberecht zuständig. Der Entwurf werde „aufgrund der fachlichen Betroffenheit gemeinsam erarbeitet“.
CDU schreibt mit, SPD schaut zu: Der Entwurf kommt aus dem Wirtschaftsressort der Union, nicht aus dem SPD-geführten BMVg. Der politisch wichtigste Baustein zur Modernisierung der Bundeswehr läuft damit unter CDU-Regie.
Gemeinsame Sache? Laut BMVg soll der Gesetzentwurf zum PBbG gemeinsam mit dem Wirtschaftsministerium ins Kabinett eingebracht werden. Wann das passiert, ist noch offen.
BAND DES BUNDES
Servus Markus, Moin Manuela, Hi Hendrik: Friedrich Merz hat die Regierungschefinnen und -chefs der Länder für den 4. Juni zum Abendessen ins Kanzleramt eingeladen, berichtet Rasmus Buchsteiner. Der Dinner-Termin am Vorabend der MPK dient dem näheren Kennenlernen — aber nicht nur.
Was habt Ihr vor? Die Ministerpräsidenten wollen genau wissen, welche Entlastungen – etwa bei den Strompreisen oder bei der Unternehmenssteuer — die neue Regierung noch vor der Sommerpause anschieben will. Bisher kennen die MPs nur den Kabinettstermin für das geplante Paket: 25. Juni.
You got to pay, Bund! Vorsorglich wird in Länderkreisen an Zeile 3624 im Koalitionsvertrag erinnert. Dort steht, dass die Länder eine Kompensation erhalten, sollte es durch Gesetze des Bundes zu Mindereinnahmen kommen.
FRAKTIONSEBENE
ICH HABE LEIDER KEIN FOTO FÜR DICH: Kaum hat sich die SPD in der vergangenen Woche den Otto-Wels-Saal und damit ordentlich Luft in zukünftigen Fraktionssitzungen gesichert, tut sich das nächste Platzproblem auf.
Und zwar an der Fotowand im Eingangsbereich des Fraktionssaals. Denn auf der rechten Seite, dort, wo alle bisherigen Fraktionsvorsitzenden mit Foto verewigt sind, ist nur noch Platz für ein weiteres Konterfei frei. Mit Ex-Chef Lars Klingbeil und Jetzt-Chef Matthias Miersch fehlen dort aber noch zwei Köpfe.
Klar ist, dass beide ein Foto bekommen sollen — auch wenn Klingbeil nur 70 Tage im Amt war. Wie es aussieht, sichert er sich den Platz an der Wand gegenüber vom Otto-Wels-Portrait.
Matthias Miersch muss wohl ausweichen. Die Fraktion ist noch auf der Suche nach einem geeigneten Platz.
ZWEIFEL AM OPT-OUT: Wer bei Facebook oder Instagram in der Vergangenheit öffentlich gepostet hat, wird ab morgen Teil des Trainingsprogramms der Meta AI. Nur wer aktiv widerspricht, entzieht sich dem. Das sogenannte Opt-Out-Verfahren Metas wurde juristisch als rechtmäßig bestätigt, stößt aber politisch auf Widerstand.
Das Vorgehen Metas sei „mehr als fragwürdig“, sagt Johannes Schätzl zu Jasper Bennink. Der digitalpolitische Sprecher der SPD-Fraktion kritisiert die Entscheidung des Oberlandesgerichts Köln, das eine Klage des Verbraucherschutzes NRW abwies.
Die Entscheidung sende „ein Signal, dass große Plattformen Gestaltungsspielräume im Datenschutzrecht nutzen können, um standardisierte Datenverarbeitung zu etablieren — auf Kosten der Nutzerinteressen“, so Schätzl.
Das Urteil sei selbstverständlich zu respektieren, politisch allerdings müsse man erreichen, dass „personenbezogene Daten […] nur nach eindeutiger Zustimmung durch die Nutzer verwendet werden dürfen“ — wenn nötig, auch durch Nachbesserungen beim Digital Services Act auf EU-Ebene.
PLENARSAALEBENE
EIN HAUCH VON NICHTS: Mit der Streichung von 25 Beauftragten-Stellen wollte Schwarz-Rot einen ersten, wahrnehmbaren Schritt zur Einsparung in den eigenen Häusern vornehmen. Wie eine Umfrage der Wirtschaftswoche zeigt, ist davon nicht viel übrig geblieben.
Denn: Alle 16 Ministerien sparen summiert nur 275.000 Euro — am „meisten“ das Ministerium für Bildung und Forschung mit 116.000 Euro, indem drei Positionen wegfallen.
Der Grund für die mickrigen Zahlen: Die gestrichenen Posten wurden in den meisten Fällen nur zusätzlich zu einem weiteren Amt ausgeführt. Auch jetzt bleiben die Aufgaben weiterhin bestehen, aber ohne offiziellen Posten. Dadurch fallen lediglich Aufwandsentschädigungen und Sachkosten weg.
EUROVISION
ENTWICKLUNGSMINISTERIN ON TOUR: Reem Alabali-Radovan trifft heute bei ihrem Antrittsbesuch in Brüssel auf ihre europäischen Kollegen. Auch Kaja Kallas wird erstmals beim EU-Entwicklungsrat dabei sein, denn nachdem die USA ihre Gelder ausgesetzt haben, drängt die Frage der Entwicklungsfinanzierung.
Fill the Gap: Mit der Global Gateway Strategie will die EU bis 2027 300 Milliarden Euro für globale Infrastrukturprojekte mobilisieren. „Es geht um Handelsrouten, großvolumige Infrastruktur- und Energieprojekte, Rohstoffe, Wasserstoff in insgesamt 12 Entwicklungskorridoren“, sagte eine Ministeriumssprecherin zu Laura Hülsemann.
Team Europe: Die EU müsse besser zusammenarbeiten, „um strategische Investitionen in der Welt voranzutreiben“, so die Sprecherin. Man müsse auch die unterschiedlichen Interessen Europas und Afrikas „ehrlich benennen und zusammenbringen“.
Auf der Agenda: Alabali-Radovan plant auch bilaterale Gespräche mit Kallas und dem Kommissar für internationale Partnerschaften Jozef Síkela.
TRANSATLANTIK
VERHANDLUNGSOFFENSIVE DER EU: Europa ist fest entschlossen, eine Eskalation im Handelsstreit mit den USA zu verhindern. Ab heute weilt eine Delegation des EU-Parlaments, angeführt vom Vorsitzenden des mächtigen Handelsausschusses Bernd Lange (SPD), in Washington.
Das Ziel: Die Wogen glätten und herausfinden, was Donald Trump will. Gestern Abend hatte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen bei Donald Trump angerufen, um ihn um einen Aufschub der 50-Prozent-Zölle zu bitten. Der US-Präsident gewährte diesen. „Wir hatten ein sehr nettes Gespräch“, sagte er zu Reportern.
Neue, alte Deadline: Die erhöhten Zölle sollen nun erst am 9. Juli in Kraft treten. Jener Stichtag, an dem die Pausierung der „reziproken“ Zölle ohnehin ausgelaufen wäre (für die EU wären das 20 Prozent). Bis dahin heißt es: Es muss ein Deal gemacht werden.
Das Motto: Bundesfinanzminister Lars Klingbeil setzte dafür gestern bereits den Ton. „Wir brauchen jetzt keine weiteren Provokationen, sondern ernsthafte Verhandlungen“, sagte er im Interview mit BILD. Der Handelskonflikt schade allen und müsse schnell beendet werden.
Eiszeit zwischen Washington und Brüssel: Noch am Freitag telefonierte Handelskommissar Maroš Šefčovič mit Howard Lutnick. Wie meine Kollegin Camille Gijs berichtet, war das Gespräch nicht konstruktiv. In Brüssel setzte sich der Eindruck durch, dass Washington einen „belehrenden Ton“ anschlug, schreibt Camille.
Non-starter: Außerdem forderte die US-Regierung einseitige Zugeständnisse, etwa die Abschaffung der Digitalsteuer oder der Mehrwertsteuer, ohne jedoch die Absicht zu haben, in Verhandlungen einzutreten.
Warum Bidens Wahlkampfteam Videomaterial von ihm zurückhielt, lesen Sie heute Morgen bei meinen Kollegen in unserem US-Newsletter DC Decoded.
ABENDBOTSCHAFTEN
BERLIN DIREKT: „Das Entscheidende ist: Die Hamas muss militärisch zerstört werden“, sagte Armin Laschet zum militärischen Verhalten Israels in Gaza. „Wie man das schafft mit Einhalten des Völkerrechts ist momentan nicht so ganz einfach“, so Laschet, da die Hamas bewusst viele Stellungen in die Nähe ziviler Infrastruktur verlegt habe. Deswegen sei das ein „schwerer Spagat“, so der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses.
„Es reicht nicht, es sind nur 100 LKW pro Tag, es sollten 500 werden — und das sollte die israelische Regierung sehr schnell tun“, sagte der CDU-Mann über die aktuellen Hilfslieferungen, die in den Gazastreifen kommen.
Wider dem internationalen Haftbefehl: „Sollte er [Nethanjahu] nach Deutschland kommen — zu irgendeiner Konferenz —, wird er auf deutschem Boden nicht verhaftet“, sagte Laschet zum Ende des Interviews.
BERICHT AUS BERLIN: Trotz Donald Trumps Drohung, die EU mit 50 Prozent Strafzöllen zu belegen, ist Lars Klingbeil nach seiner Reise in die USA „vorsichtig optimistisch“. „Wir sollten uns nicht provozieren lassen“, sondern schnell an einer Lösung arbeiten, „sonst werden wir massive Unruhen“ an den Märkten erleben. Das sei auch der Tenor seines Besuches gewesen.
CAREN MIOSGA: Im Gespräch bemängelte Carsten Linnemann die fehlenden Frauen im Koalitionsausschuss, der aus ihm, Friedrich Merz und Markus Söder besteht. „Wir bräuchten eigentlich mehr Frauen in diesen Funktionen, denn gemischte Teams sind erfolgreicher“, so Linnemann. In den nächsten Jahren müsse der Aufbau wichtiger Frauen stärker im Fokus stehen, sagte er.
Im Bereich der Arbeits- und Sozialpolitik machte Linnemann Vorschläge, die über den Koalitionsvertrag hinausgehen. Er befürwortete ein Familiensplitting mit einem gleichen Grundfreibetrag für Kinder und Erwachsene sowie eine Reduzierung der Zahl an Verbeamtungen, beispielsweise in Verwaltungen. Die Streichung eines Feiertags lehnte er ab.
JOBWECHSEL
NEUE BEAUFTRAGTE: Knut Abraham, CDU-MdB und ehemaliger stellvertretender Botschafter in Polen, wird Polen-Beauftragter der Bundesregierung im Auswärtigen Amt. Hendrik Streeck, MdB aus Bonn, soll die Rolle des Drogen-Beauftragten der Bundesregierung übernehmen. Er soll als Medizinprofessor mit fachlichem Hintergrund die Evaluation des Cannabis-Gesetzes im Sinne der Union begleiten, heißt es aus der Fraktionsspitze. Beide Personalien passieren am Mittwoch das Kabinett.
DER HERR DER LÜFTE: Generalmajor Holger Neumann übernimmt das Kommando über die Luftwaffe. Boris Pistorius hat ihn zum neuen Inspekteur ernannt. Sein Vorgänger Ingo Gerhartz wechselt zur Nato an die Spitze des Allied Joint Force Command im niederländischen Brunssum.
Mit einem feierlichen Appell wird er morgen im Fliegerhorst Wunstorf offiziell ins neue Amt eingeführt.
NEUER BOSS: Klaus-Peter Willsch ist neuer Chef der Gruppe der Vertriebenen in der Unionsfraktion — und damit Nachfolger von Christoph de Vries, der nun Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesinnenminister ist. Der frühere CSU-Generalsekretär Stephan Mayer hätte den Vorsitzendenjob in der Vertriebenen-Gruppe wohl auch gern gemacht. Intern habe er Befremden geäußert, nicht einmal gefragt worden zu sein, hören wir aus der Fraktion.
SPOTTED
NIE ZART: Dass Grüne-Jugend-Chefin Jette Nietzard auf Social Media mit einem „ACAB“-Pullover posierte, stößt im Kreise der Grünen-Fraktion auf Kritik. Fraktionsvize Konstantin von Notz nannte die Message Nietzards unterirdisch, inakzeptabel und beleidigend, der innenpolitische Sprecher Marcel Emmerich stellt klar: Mit dieser Position ist Nietzard in ihrer Partei alleine. Es sei nicht der richtige Weg gewesen und der Pulli nur privat, hört man nun gegenüber dem Stern von Nietzard.
SCHLUSS MIT NORD-STREAM-MILLIONEN: Die Sparkasse Hannover hat Gerhard Schröders Konto für den Zahlungseingang von russischem Geld gesperrt, berichtet Bild. Seit Mitte 2024 hat die Bank die versuchten Einzahlungen für die Arbeit des Ex-Kanzlers als Verwaltungsratschef von Nord Stream 2 zurücküberwiesen.
FRÜHSCHICHT
2 Uhr – Israel plant Eroberung: Israels Militär plant laut Medien innerhalb weniger Wochen die Einnahme von drei Vierteln des abgeriegelten Gazastreifens. In nur zwei Monate sollen 75 Prozent des Gebiets erobert werden, berichtet die Times of Israel unter Berufung auf das Militär. Die palästinensische Zivilbevölkerung solle auf einem Viertel des abgeriegelten Küstengebiets zusammengedrängt werden, berichtet auch das Wall Street Journal.
AGENDA
— Welcome to Germany: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier akkreditiert um 10 Uhr Maria Madalena Lobo Carvalho Fischer aus Portugal und Joseph Varo aus Papua-Neuguinea als neue Botschafter.
— Die Regierungspressekonferenz findet um 11 Uhr mit Steffen Meyer statt.
— Fortschritt: In Baden-Württemberg ist Katherina Reiche heute unterwegs. Um 11 Uhr ist sie an der Technology Experience Convention Heilbronn.
— Technologie: Ebenfalls in Heilbronn ist Karsten Wildberger. Um 14 Uhr spricht er auf der TECH by Handelsblatt Konferenz.
— Zusammenfinden: Um 13 Uhr nimmt Karin Prien an der Konferenz „Gemeinsam aus der Einsamkeit“ des Kompetenznetzwerks Einsamkeit teil.
— Europa: In Brüssel tagen zwei EU-Räte. Reem Alabali-Radovan ist beim Rat für Auswärtige Angelegenheiten und Alois Rainer beim Rat für Landwirtschaft und Fischerei.
ZU GUTER LETZT
IN DIE RICHTIGE RICHTUNG: Zum Start der Woche traut sich die Sonne wieder hinter den Wolken hervor — wenn auch nur vorsichtig. Bei bis zu 19°C sind aber auch Schauer möglich.
GRUSS AUS DER KÜCHE:
— Mitarbeiterrestaurant JKH: Gebratenes Seelachsfilet mit bunten Gemüsestreifen (Karotte, Lauch, Sellerie) in Zitronen-Dillsauce, und Kräuterreis oder Gewürzrisotto aus Quinoa mit Rote Beete-Orangensalat, Fetakäse, Honig und Chili
— Lampenladen PLH: Deftiger Schweinebraten in eigener Sauce, dazu Kaisergemüse und Salzkartoffeln oder Buntes Gemüse-Curry, dazu Kräuterreis und Alfalfasprossen
GEBURTSTAGE: Tilman Kuban, CDU-MdB (38), Ferat Ali Kocak, Linke-MdB (47), Ruprecht Polenz, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde (79)
FÜR SIE IN BERLIN UNTERWEGS
Regierungsviertel: Jasper Bennink, Rasmus Buchsteiner, Hans von der Burchard, Rixa Fürsen, Laura Hülsemann, Jürgen Klöckner, Romanus Otte, Pauline von Pezold, Tom Schmidtgen, Mariella Sonntag und Fiona Wink
Internationales Team: James Angelos, Chris Lunday und Nette Nöstlinger
Brussels Decoded: Johanna Sahlberg und Oliver Noyan
DC Decoded: Julius Brinkmann, Maximilian Lembke und Gregor Schwung
Produktion: Dean Southwell
Das war die 309. Ausgabe des Berlin Playbook! Schicken Sie mir Feedback hier. Wenn Sie es noch nicht abonniert haben, können Sie das hier kostenlos tun.
Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die Woche!
Herzlichst
Gordon Repinski
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